Domitille Ortès (1968, Frankreich), Absolventin der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Paris, verwendet in ihrer Arbeit verschiedene Techniken und Medien: Malerei, Zeichnung, Fotografie, Video.
"Der Kontext dessen, was Domitille Ortès sagt, ist zumeist der der Kindheit, der frühen Jugend, dieser zweideutigen Periode, in der die Familie eine wahre Heterotopie darstellt, einen geschlossenen Raum, der in der Institution der Gesellschaft selbst festgeschrieben ist und die Individuen in einer Art Illusion isoliert, die jedoch alle anderen realen Räume als noch illusorischer denunziert; ein Ort, an dem alles möglich sein muss und der je nach den Umständen zu einem Raum der Abweichung werden kann.
Abgekürzt könnte man sagen, dass Domitille Ortès Ersatzbilder malt. Ihre Sujets, ihre Blickwinkel, ihre Rahmen, ihre Themen erinnern an einen bestimmten Typus des fotografischen Bildes. Es ist außerdem wahrscheinlich, dass diese Bilder existieren.
Es war, als ob die Essenz der verborgenen Realität der Fotografie in den Akt des Malers übertragen wurde und das Werk eine Fähigkeit zur Offenlegung erhielt. Der Künstler würde dann zum Enthüller, bewusst oder nicht, freiwillig oder nicht.
Die Titel der Werke von Domitille Ortès fungieren als indizierte Erreger. Sie erklären nicht, beschreiben nicht, im Gegenteil, sie installieren Unsicherheit.
Zu dieser verwirrenden Realität eines höchst zweideutigen, aber zweifelsohne heiß ersehnten Paradieses lädt sie uns ohne zu zögern ein. Das Unwirkliche wird zur beiläufigen Realität, das Sichtbare berührt das Unsagbare und das Unsichtbare ist schwer zu betrachten. Mit großer Zweideutigkeit lässt der Künstler den Betrachter mit möglichen Zweifeln konfrontiert.
Ich sage ohne zu zögern, denn Domitille Ortès behauptet nichts, unterstellt nichts, denunziert nichts und behauptet nichts. Sie bleibt im Hintergrund. Ihre Darstellungen sind nicht einmal Vorschläge, die Reize sind viel zu subtil und widersprüchlich. Sie überlässt es dem Zuschauer, die Tür zu drücken oder nicht zu drücken, hinter der sich etwas befindet, oder nicht. Und diese Nicht-Teilnahme ist natürlich auch ein Faktor des Zweifels."
- Auszug aus dem Text (How not to see?) von Max Torregrossa